St. Lorenz Oberasbach feiert mindestens 800. Geburtstag
27.01.2016 06:00 Uhr
OBERASBACH - Wann der erste Stein gesetzt wurde? Das weiß niemand mehr. Vermutlich wurde die St.-Lorenz-Kirche in Oberasbach aber anno 1216 geweiht und ist zweifellos das älteste Bauwerk in der Stadt. Die Gemeinde wird die vergangenen 800 Jahre ihres Gotteshauses heuer in den Fokus nehmen.
Am Anfang war es wohl nur eine kleine Kapelle, die um das Jahr 1200 errichtet wurde. Experten fanden heraus, dass sich Mauerteile von damals bis heute im Kirchenschiff finden. Hans Friedrich Frosch, der sich seit 40 Jahren im Kirchenvorstand engagiert, hat sich intensiv mit solchen Details aus der Geschichte von St. Lorenz beschäftigt und zusammengefasst, was sich im Archiv findet. In den Akten und überlassenen Sammlungen gibt es auch Hinweise, die den Schluss zulassen, dass Bischof Sigebodo von Havelberg 1216 zur Weihe der Kirche anreiste.
Pfarrer Uwe Zeh weiß: „Es ist aber kein Dokument überliefert, das diese Jahreszahl belegen würde.“ Der frühere Kreisheimatpfleger Helmut Mahr habe ihn darauf hingewiesen, dass Oberasbach damals möglicherweise gar nicht in die Zuständigkeit jenes Sigebodo fiel, was die Weihe durch ihn in Frage stellen würde. Doch auch wenn es heute nicht mehr möglich ist, auf Jahr und Tag ein Jubiläum festzulegen, sicher ist, dass St. Lorenz seit mehr als 800 Jahren steht. „Wenn wir heuer Jubiläum feiern, dann geht es nicht zuletzt darum, Danke zu sagen für diese lange Zeit“, macht Zeh klar.
Sein charakteristisches Aussehen bekam das Gotteshaus zwischen 1380 und 1450, als Chor und Turm erbaut wurden. Eine Erinnerung an diese Bauphase wurde im Turm bei einem der Bögen, die den Chor überspannen, entdeckt: „Dort findet sich noch immer das Holzgerüst, das einst bei der Konstruktion genutzt wurde.“ Üblicherweise entfernten die Handwerker solche Hilfsstützwerke, sobald sie ihren Zweck erfüllt hatten. Warum das in diesem Fall nicht geschah?
Da bleiben heute nur Spekulationen über Vorsicht, Eile oder Vergesslichkeit . . . Freilich würde dieses alte Holz eine exakte Datierung der Bauzeit erlauben — vorausgesetzt, es wird entsprechend untersucht. „Vielleicht findet sich für eine solche wissenschaftliche Bestimmung einmal ein Spender“, überlegt Pfarrer Zeh.
Wiederentdeckte Fresken
1413 wird St. Lorenz erstmals in einer Urkunde als Kirchdorf erwähnt. Aus dem 15. Jahrhundert stammen auch die Fresken im Chor, die die Symbole der vier Evangelisten zwischen Blätterranken zeigen. Erst 1937 wurde die charakteristische Malerei wiederentdeckt und restauriert. Als erster evangelischer Geistlicher wird 1526 Pfarrer Lorenz Walther genannt, Oberasbach gehört seinerzeit zum Pfarrsprengel Zirndorf. Ende des 16. Jahrhunderts musste der Pfarrer alle 14 Tage von dort in die Filiale gehen. Dafür schien sein Einkommen gut zu sein. „Ein herrlich Pfarr“, lobt ein Eintrag, der sich im Archiv findet. Der Zehnte, sprich die Kirchensteuer, floss offenbar bestens.
Noch heute läutet im Turm von St. Lorenz eine kleine Glocke, die 1584 von Pangratz Beheimer im Herrengießhaus am Nürnberger Frauentor gegossen wurde. „Ein kleines Wunder“, nennt Hans Friedrich Frosch den Fakt, dass diese Glocke nicht wie alle anderen irgendwann für die Waffenherstellung eingeschmolzen wurde. Als ihr ein solches Schicksal drohte, „war sie spurlos verschwunden“. Doch sie tauchte wieder auf, sobald es friedlich war — unter meterhoch aufgeschichtetem Stroh in der Scheune des damaligen Bürgermeisters und Kirchenvorstehers Rohr.
1632 wird ein grausames Jahr. Der Dreißigjährige Krieg erreicht die Gegend, allein in Oberasbach sollen 22 Höfe abgebrannt sein. Die St.Lorenz-Kirche übersteht diese Zerstörungswut. Knapp fünfzig Jahre später kommt endlich ein eigener Schulmeister nach Oberasbach. Allerdings nur für „die kleine Jugend“. Nach dem neunten Geburtstag geht es für die Kinder auf den weiten Weg zur Schule nach Zirndorf.
Mit den Jahren werden die Einträge ausführlicher, berichten von großen Sorgen wie dem Einbruch der Südwand der Kirche, die Anfang des 18. Jahrhunderts einstürzte und für 900 Kreuzer repariert werden musste — eine Flickarbeit, die noch immer zu erkennen ist. Gleichzeitig verliert man aber auch Kleinigkeiten nicht aus dem Blick. Die Kirchenuhr zum Beispiel: Damit sie sauber tickt, gibt es 1709 Öl für die Uhr für sieben Kreuzer und zwei Pfennig . . . So viel Fürsorge macht sich bezahlt und hat dem Gotteshaus seinen Platz in der Mitte der Gemeinde mehr als 800 Jahre lang bewahrt. Das Erinnerungsjahr, sagt Pfarrer Zeh, wird jetzt im Wesentlichen mit Gottesdiensten begangen. Auf dem Kalender steht zum Beispiel aber auch das Gemeindefest, dass sich ebenfalls rund um die lange Geschichte von St. Lorenz drehen kann.
Sabine Rempe